Es ist schon öfter passiert, dass ein renitenter Gast in einem Bierzelt unter Zuhilfenahme von ein paar deftigen Watsch`n ruhig gestellt und dann nach Hause geschickt wurde! Nein, renitent waren sie nicht, die Jungspunde der SG Sinsheim/Helmstadt, als sie sich am Samstagabend zum 1. Auswärtsspiel der Volleyball-Oberliga Baden in der Achertalhalle aufwärmten. – Nein, eher besonders motiviert nach der engen 0:3-Niederlage zum Saisonauftakt in eigener Halle. Auswärts erste Punkte ergattern, das war das Ziel und die Voraussetzungen dazu besser, als man nach den berufs- bzw. krankheitsbedingten Ausfällen unter der Woche erwarten konnte. Bis auf Libero Julian Paar waren alle Spieler an Bord. Die Frage war nur, wer sich wirklich absolut fit und leistungsfähig zeigte, denn allen war bewusst, welch heißer Tanz in der kleinen Traditionssporthalle von Kappelrodeck sie erwarten würde. Volleyball hat dort große Tradition, das wurde den Kraichgau-Youngstern bereits am Ortseingang deutlich vor Augen geführt, wo ein übergroßes Fotobanner bereits das anstehende Spiel ankündigte. – Und vor Ort konnte jeder der zahlreichen Besucher schnell erkennen, welche sportliche Priorität Volleyball in der Schwarzwaldgemeinde hat, denn Werbebanner, Hallenanimation und Lichtershow zeugten von Tradition und engagiertem Umfeld. Dazu passte die Ausgangslage seitens der Heimmannschaft. Das erste Saisonspiel, als einer der Aufstiegsfavoriten hatten sie auswärts brim USC Freiburg völlig unerwartet mit 2:3 verschenkt, und das wollten und mussten sie sofort durch einen klaren Heimsieg korrigieren. Wie? – das war vom ersten Ball an zu spüren! Für die SG-Jungs ging´s los mit den Watsch`n im übertragenen Sinn. Der erste Satz begann seitens der Kappler mit einer beeindruckenden Demonstration von Teamgeist und Aggressivität. Wuchtige Aufschläge und konsequente Blocks stellten die Jungs um Spielführer Noah Horn immer wieder vor extreme Probleme, mit dem Ball selbst erfolgreich zu agieren. – Mit jedem Punkt bzw. Fehler wuchs die Unsicherheit. Beim Stand von 17:5 (!) und schon 2 erfolglosen Auszeiten brachte der Doppelwechsel Mika Bialas für Johannes Dumke und Fako Böhme für Lukas Hermann kurzzeitig etwas Ruhe und Entlastung ins Spiel der Kraichgauer, doch das Endergebnis von 25:11 zeugte von einem Klassenunterschied in diesem Satz!
Auch wenn man nicht behaupten kann, dass Einsatzwille und Kampfbereitschaft gefehlt hätte, das junge Team von Trainer Rudi Sonnenbichler war in dieser Situation und in diesem lautstarken Umfeld einfach überfordert und zahlte Punkt für Punkt Lehrgeld! Trotz Wechsel auf den Mittelpositionen und im Zuspiel stellte die große Variabilität des Kappler Angriffs über alle Positionen die SG-ler teilweise vor extreme Probleme. Vor allem bei den Angriffen über die Diagonalposition gelang es unseren Mittelblockern kaum, einen geschlossenen Block zu formieren, während die eigenen Angriffe über die Außenpositionen zu oft im gut formierten Doppelblock der Heimmannschaft zerschellten. Das wiederum deutliche Satz-Endergebnis von 25:13 zeigte krass den Leistungsunterschied an diesem Tag, auch wenn in diesem Satz bis zur Satzmitte etwas mehr Spielqualität und Ausgeglichenheit herrschte und ab und zu die guten spielerischen Anlagen der Jungs aus dem Kraichgau aufblitzten, allen voran der erst 15-jährige Benedikt Gürtler und die Mittelblock-Neulinge Henrik Schnetzer und Lennart Schmutz.
Im 3. Satz war der Wille seitens der Kappler dann extrem spürbar, die Partie klar in 3 Sätzen zu beenden. Auch wenn die Sinsheim/Helmstadter durch engagierten Einsatz, variablem Spielerwechel und Kampfgeist bis zum letzten Punkt immer wieder punkteten, konnte die klare Niederlage nicht vermieden werden. Der spielerische Leistungsunterschied an diesem Tag wurde jedem durch ein erneutes 25:13 Endergebnis schmerzhaft sichtbar gemacht!
„Heute haben wir eine richtige Watsch´n bekommen! Heute wurde das Projekt „Jugend forscht!“ mal so richtig auf die Probe gestellt und wir ziemlich kleinlaut nach Hause geschickt! Man hat gesehen, wenn ein routiniertes, regionalligaerfahrenes Top-Team ins Rollen kommt, dann muss alles passen, um erfolgreich dagegen halten zu können: Fitness, technisch-taktische Fertigkeiten, gepaart mit echtem Team-Spirit! – Der Team-Spirit hat gepasst, nicht umsonst wurde mit Libero Dominik Hager wieder ein Defensivspieler zum MVP gewählt, aber in den Basis-Elementen Aufschlag-Annahme und Angriff-Block wurden uns deutlich die Defizite aufgezeigt. Das hängt einerseits noch mit der Jugend und Unerfahrenheit einiger Spieler zusammen, aber uns wurde auch klar vor Augen geführt, dass körperliche Fitness und intensives, regelmäßiges Technik-Taktik-Training für das Erreichen dieses Niveaus unerlässlich sind, und da hat`s heute deutlich gefehlt! Heute haben wir extrem Lehrgeld bezahlt, der Umfang und die Größe haben mich etwas betroffen gemacht, aber wir wissen, dass unser junges Team Lehrgeld zahlen muss. Jetzt heißt´s Mund abputzen und ab Montag weiter machen!“ (R. Sonnenbichler)