Mit Kappelrodeck die Plätze getauscht

(rso) „Spitzenreiter! Spitzenreiter!“ – schallte es  am Samstagabend, kurz nach 21.30 Uhr, begeistert durch die vollbesetzte Kappelrodecker Achertalhalle. Aber diese Rufe kamen nicht von den Spielern und Betreuern der SG Sinsheim/Helmstadt, die als Tabellenführer der Volleyball-Oberliga Baden angereist waren, sondern vom Gastgeber, der als Regionalliga-Absteiger im Vorfeld der Saison von vielen Fachleuten als der große Favorit auf den sofortigen Wiederaufstieg gehandelt worden war. Mit 3:0 (25 :19 / 25 : 21 / 25 : 18) in knapp 1 ½ Stunden war an diesem Abend vor allem in der Endphase jedes Satzes ein Leistungsunterschied zwischen den beiden Teams zu sehen und letztendlich musste man dies seitens der SG-ler auch fairerweise anerkennen.

„Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu!“ – mit diesem berühmten Fußballzitat umschrieb  Cheftrainer Rudi Sonnenbichler, etwas krampfhaft lächelnd, das Zustandekommen der Niederlage. „An diesem Tag war wirklich einiges wie verhext! – Diesmal haben wir es nur bedingt geschafft, unser sportliches Leistungspotential abzurufen und die Probleme, die im Laufe des Spiels immer mehr auftauchten, ohne Leistungsabfall abzufangen. Und auch ich selbst habe durch zwei taktisch nicht sonderlich gelungene Maßnahmen mein Scherflein dazu beigetragen,  dass das Team nie zu der Spielstärke und taktischen Klarheit fand, wie es sie in den letzten Spielen ausgezeichnet hatte!“

Das Spiel begann schon mit der ersten personellen Umstellung der Grundsechs auf der zentral wichtigen Außen-/Annahme-Position. Hauptangreifer Tobias Bechtel hatte es trotz aller Bemühungen nicht geschafft, berufsbedingt rechtzeitig zum Spielbeginn vor Ort zu sein. Trotzdem entwickelte sich von Anfang an ein Spiel, bei dem man beiden Parteien anmerkte, dass es sportlich um einiges ging! Verbissen wurde bis gut in die Mitte des ersten Satzes um jeden Punkt gekämpft. Beim Stand von 16:15 dann der erste Rückschlag. Ein ungenaues Zuspiel, ein unglücklicher Kampf um den nächsten Ball – und Diagonalangreifer Lukas Herrmann musste angeschlagen ausgewechselt werden. Diese Verwirrung seitens der SG nutzten die erfahrenen Gastgeber sofort aus und erkämpften sich 4 leichte Punkte und schließlich den Satzgewinn mit 25:19 Punkten.

Satz 2 dann mit Junior Benjamin Himmel für Spielführer Lukas Hermann auf der Diagonalposition. Und, das Drehbuch sah zum Satzbeginn einen ähnlichen Verlauf vor wie in Satz 1. Doch diesmal ereilte das Unheil die Kraichgauer etwas früher. Nach einem Block des zweiten Hauptangreifers, Pascal Walter, musste dieser aufgrund einer schweren Fingerverletzung das Spiel ganz abbrechen. Dieser, eigentlich nicht geplante Wechsel, führte dazu, dass mit Finnian Ohr nun ein zweiter Youngster auf dem Spielfeld stand, der bislang noch sehr wenig Erfahrung mit dem Druck einer so  extrem lauten Halle und der sich daraus entwickelnden Hektik hatte. Dies führte dazu, dass sich die Kappelrodecker sofort darauf konzentrierten, diese Position vor allem mit gezielten Aufschlägen zu beharken, was dazu führte, dass sie  sich wieder mit 4 Punkten absetzen konnten. Um dagegen zu halten und wieder mehr Souveränität und Ruhe in die eigenen Aktionen zu bekommen, erfolgten nun einige taktische Wechsel durch Coach Rudi Sonnenbichler. Tobias Bechtel, mittlerweile vor Ort, wurde ins Spiel geschickt und brachte mit seiner Präsenz gleich etwas Ruhe ins SG-Spiel, während die Doppelwechsel des Cheftrainers von Zuspieler und Diagonalangreifer nicht nur wenig Wirkung hatten, sondern einfach in diesem Moment „taktisch schlecht gesetzt“ (Rudi Sonnenbichler) waren. Trotzdem zeigte das Team große Moral und Kampfgeist und gab den Satz erst nach starkem Widerstand mit 25:21 Punkten verloren.

Im Verlauf des dritten Satzes wurde durch den immer stärkeren Druck der Halle sichtbar, dass viele in den letzten Monaten erarbeitete Spielelemente noch nicht so stabil und auch unter Stress abrufbar sind, wie einige in der Mannschaft schon geglaubt hatten. Die Kappelrodecker zeigten nun, frenetisch angefeuert von der vollbesetzten Halle, warum sie auf ein Jahr Regionalligaerfahrung zurückgreifen konnten, während auf Seiten der Kraichgauer nun des öfteren wieder Fehler und Verhaltensmuster sichtbar wurden, die man bereits abgestellt zu haben glaubte. Doch, wenngleich jetzt Aufschlag- und Annahmefehler häufiger und in Folge vorkamen, unter dem Strich blieb trotzdem ein Leistungsniveau und eine kämpferische Einstellung abrufbar, die von weit höherer Spiel-Qualität als in den letzten Jahren zeugten.

Neidlos wurde dem an diesem Tag besseren Heimteam gratuliert, aber schon wenige Minuten nach der Verabschiedung war man sich seitens der Sinsheim/Helmstadter SG einig, dass beim Rückspiel in der eigenen Halle auf den Gast aus dem Nordschwarzwald ein ähnlicher Hexenkessel warten wird. Trotzdem startete man mit einigen Sorgen im Gepäck die Rückfahrt, denn vor allem  Hauptangreifer Pascal Walter wird wegen des Bruchs im Fingergelenk über längere Zeit ausfallen und nur sehr schwer ersetzbar sein.